Pappa ante Portas in Corona-Zeiten – Yoga in Kaufering – Online

In meiner ersten Yogastunde via Internet ging es darum, uns Raum zu verschaffen und zur Ruhe zu kommen.

Die Unvergesslichen: Loriot und Evelyn Hamann bei einer Lesung. Quelle: Ralf Zeigermann/Flickr: loriot5/Wikipedia

Raum schaffen! Und zur Ruhe kommen! Nie war das Thema aktueller! In den letzten Tagen habe ich regelmäßig an Loriots Film „Pappa ante Portas“ gedacht. Da überrascht der Ehemann seine Frau mitten am Vormittag in der eigenen Wohnung und sie erschreckt sich fürchterlich. Er erklärt ihr dann: „Ich wohne hier“ und sie sagt: „Aber doch nicht jetzt um diese Zeit!“

Home Schooling und Home-Office in Corona-Zeiten

Bei mir wohnen jetzt alle zuhause, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Home Schooling, HomeOffice. Es wird eng.

Genauso eng wird es gefühlt aber auch für diejenigen von Euch, die allein leben. Nie war deutlicher, wie einsam es werden kann ohne die sozialen Kontakte von Außen. Ohne die Möglichkeit, mal ins Café zu gehen oder sich mit Freunden zu treffen, auszugehen.

Und eng fühlt es sich auch an, wenn der Arbeitgeber plötzlich sagt: Ab jetzt müsst Ihr Eure Überstunden abbauen, sofort, Euren Urlaub nehmen, in Kurzarbeit gehen. Enge, weil die eigene Entscheidungsfreiheit von Außen begrenzt wird, weil ich mich nicht mehr so bewegen, planen, handeln, einkaufen darf, wie ich es gewohnt bin. Und auch nicht mehr so arbeiten.

Enge ist Dukha, Dukha ist Leid

Und damit zum Yoga. Im Yoga Sutra kommt ein Wort immer wieder vor: Dukha.

Übersetzt heißt das: das, was den inneren Raum verengt, kurz wird es meist mit Leid, oder eben auch mit „Enge“ übersetzt. Enge ist das Gegenteil von Raum.

Aus dieser Enge entsteht Leid. Aber als das Yoga Sutra geschrieben wurde, hat der Autor mit Sicherheit nicht an eine Corona-Ausgangsbeschränkung gedacht. Das Dukha, von dem hier die Rede ist, entwickelt sich in unserem Inneren, in den Gedanken und Gefühlen, kurz: im Geist.

Der Geist wehrt sich dagegen, was gerade passiert, er will nicht akzeptieren, dass ich plötzlich nicht mehr Herr bin über meine Handlungen, dass ich beschränkt werde, dass ich liebe Gewohnheiten oder auch stumpfe Routinen nicht mehr ausüben darf, wie gewohnt.

Leid entsteht im Kopf

Im Alltag denken wir immer, es seien diese äußeren Bedingungen, die das Leid auslösen. Aber die wirkliche Enge kommt von Innen. Nicht die Bedingungen, sondern das, was der Geist daraus macht, führt zum Gefühl der Enge.

Aber wir können da raus. Nicht, indem wir gegen Corona-Auflagen verstoßen! Sondern indem wir uns selber wieder mehr Weite verschaffen. Im Yoga gibt es viele körperliche Übungen, die dabei helfen, ein Gefühl von Weite zu fördern. Vor allem aber gibt es auch viele Übungen, um im Geist wieder ruhiger und weiter zu werden. So üben wir, um besser annehmen können, was uns diese Tage so bringen.

Das Kostbarste, was wir als Menschen im Leben finden können,
ist die innerliche Weite, die sich öffnet, wenn wir an nichts denken.
Eckhart Tolle

Eine Antwort zu „Pappa ante Portas in Corona-Zeiten – Yoga in Kaufering – Online“

  1. Avatar von Sibyt Klingseis
    Sibyt Klingseis

    So treffende Worte, liebe Barbara.

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