Ihr erinnert Euch, vergangene Stunde habe ich das Thema unseres Kurses eingeführt, nämlich die Frage: Warum tu ich das eigentlich? Und, um ganz konkret hier beim Yoga zu bleiben: Warum geh ich ins Yoga?
Ich persönlich habe regelmäßig eine Yoga-Identitätskrise – und die wird von den sozialen Medien noch verstärkt. Denn dort sieht man immer die Bilder der perfekten Asana, der perfekten Körperbeherrschung in extremsten Haltungen, vorgeführt mit einer Leichtigkeit, die darüber hinwegtäuscht, wie viel Üben dahinter steckt.
Sehr, sehr viele Menschen glauben, sie seien im Yoga nur dann „erfolgreich“, „fortgeschritten“, wenn sie immer noch schwierigere Asana ausführen können.
Und auch ich werde immer wieder von diesem Virus gestreift. Viele Menschen sind einfach so gepolt, dass sie sich immer weiter verbessern wollen, Ziele erreichen, Dinge schaffen, die sie bis dahin nicht geschafft haben, oder besser noch, die die Nachbarin niemals schaffen wird 🙂
Höher, weiter, schneller.
Aber kann das überhaupt im Yoga funktionieren? Die wichtigste Definition von Yoga lautet:
Yoga ist, wenn die Bewegungen des Geistes zur Ruhe kommen.
Yoga Sutra 1.2
Diesen Satz kann man gar nicht oft genug wiederholen! Nun ist es durchaus möglich, über intensives körperliches Üben den Geist zur Ruhe zu bringen, jeder Sportler kennt das.
Aber wenn das Motiv für dieses intensive Üben nicht die Ruhe ist, sondern der Ehrgeiz, sind wir in einem Geisteszustand, der im Yoga „rajas“ heißt, was man mit Unruhe, Gier oder Getriebenheit übersetzen kann. Wenn ich nun ausgerechnet im Yoga von Ehrgeiz angetrieben bin, ist das ein Widerspruch in sich.
Um wirklich weiterzukommen auf dem Yogaweg, muss ich vor allem ehrlich zu mir selbst sein. Warum tu ich das, was bewegt meinen Geist, wo stehe ich und in welchem Umfeld stehe ich?
Wo will ich stehen, und warum will ich dahin?
Und dann, wenn ich zu dem Schluss gekommen bin, dass das ein gutes Ziel ist, die Frage: Was hilft mir, da hinzukommen?
Ich habe für mich entschieden, die Instagram-Filmchen der perfekten Yoginis nicht mehr zu konsumieren. Mit so etwas wie den regelmäßigen Artikeln von Ganesh Mohan geht es einem nämlich viel besser!
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