Methoden und Übungen der Yogatherapie

Ein umfassendes Werk zur Yogatherapie von Mark Stephens

Cover Yogatherapie von Mark Stephens

Das frisch ins Deutsche übersetzte Werk „Yoga-Therapie. Methoden und Übungen zur Behandlung von Beschwerden und Krankheiten“ des amerikanischen Yogalehrers und Yogatherapeuten Mark Stephens ist ein Schwergewicht: 1,6 Kilogramm Wissen, verteilt über gut 500 Seiten im DIN A-4-Format. Das Buch ist ausgesprochen textlastig, nur ab und an begleiten schwarz-weiß-Fotos oder Illustrationen die Inhalte.

Im ersten Teil gibt Stephens einen Überblick über die Ursprünge und Quellen des Yoga und der Yogatherapie, schlägt dann den Bogen zu Ayurveda, zur modernen Medizin und schließt das Kapitel ab mit Überlegungen zu Möglichkeiten und Grenzen der jeweiligen Methoden. Im zweiten Teil stellt der Autor die wichtigsten Organsysteme des Menschen vor: Haut, Knochen und Gelenke, Muskeln, Nerven, Biomechanik der Bewegung, Herz-Kreislauf-System, lymphatisches System, Atemsystem, Drüsen, Verdauungssystem, Harnsystem und Fortpflanzungssystem, jeweils mit einem sehr knapp gehaltenen Abschnitt über die wichtigsten Krankheiten und was jeder selbst tun kann, um die Systeme gesund zu erhalten.

Im dritten Teil widmet sich Stephens der Frage, was einen Yogatherapeuten ausmacht. Die rechtlichen Aspekte betreffen lediglich das amerikanische System, sind für den deutschen Leser also nicht von Interesse. Doch Stephens animiert seine Leser auch, die eigene Motivation und Herangehensweise zu hinterfragen und gibt Handreichungen, um heilende Kommunikationsfähigkeiten zu üben. In einem dritten Abschnitt dieses Teils präsentiert er sehr hilfreiche Anleitungen für den Ablauf einer Yogatherapiesitzung: vom einführenden Gespräch, über die Untersuchung mittels Bewegungsanalyse bis hin zum Ausarbeiten des Übungs- und Behandlungsplans.

Im vierten Teil untersucht der Autor yogische Übungen grundsätzlich: Was bedeutet eine Asanapraxis und welche Prinzipien gilt es zu beachten, damit sie die Gesundheit fördern kann? Wie gehen wir mit dem Atem um, welche Pranayamatechniken gibt es, wie können wir sie sinnvoll aufbauen und einsetzen? Und welche Rolle spielt Meditation in der Yogatherapie, welche Formen können wir üben?

Erst im fünften Teil des Buches geht Stephens auf häufige Beschwerden und Erkrankungen ein. Wer sich 1:1-Anleitungen für die Behandlung bestimmter Krankheiten wünscht, kommt nur hier, auf vergleichsweise schmalen 170 Seiten, auf seine Kosten, wenn der Autor detaillierte Asana-Anleitungen für Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparats gibt. Nur hier finden sich auch Fotos zur Illustration; schon die folgenden Abschnitte zu geistigen, emotionalen und verhaltensbezogenen Beschwerden sowie für ein gesundes Fortpflanzungssystem sind wieder ohne Bilder oder nähere Erklärungen zur Ausführung der Übungen, was den Nutzen der Informationen reduziert.

Fazit: Wer bereit ist, sich durch diesen Wälzer hindurchzuarbeiten, wird belohnt. Stephens schreibt klar verständlich und sachlich fundiert. Ihm ist ein Grundlagenwerk gelungen, das den Spagat schafft zwischen yogaphilosophischen Hintergründen, moderner Medizin und dem besonderem Blickwinkel der Yogatherapie.

Barbara Oberst

Riva Verlag 2019, 528 Seiten, 39,99 Euro, ISBN 978-3-7423-0556-5

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