Mieses Karma – oder: Warum tu ich das eigentlich?

Kürzlich sagte zu mir ein Bekannter, er habe „mieses Karma“ – weil irgendetwas bei ihm schiefgelaufen war. Vielleicht auch wegen des Buchtitels (#Mieses Karma von David Safier) wird der Begriff in letzter Zeit gerne verwendet. Dabei wird „Karma“ als „Schicksal“ verstanden, dem man nicht ausweichen kann. Mir fällt ein Flugzeug auf den Kopf – mieses Karma.

Doch zum Spaziergang aufgerafft. Gut war`s.
Foto: Barbara Oberst

Aber so funktioniert die Karma-Lehre nicht. Karma ist das, was wir durch unsere Handlungen auslösen. Ich tue etwas und bewirke damit etwas. Im Alltag lässt sich das gut nachvollziehen.

Wenn ich mich gut ernähre, mich regelmäßig bewege und auch sonst auf mich achte, habe ich bessere Chancen darauf, lange gesund zu sein, als wenn ich Junkfood in mich hineinstopfe, den ganzen Tag nur sitze und dabei rauche.

Karma: Alles, was wir tun, hat Folgen

Alles, was wir tun, hat Folgen. Manche von diesen Folgen sind beabsichtigt, andere aber nicht. Und oft scheint es, als wären Handlung und Folgen so eng miteinander verkettet, dass gar kein Entkommen möglich ist aus diesem Kreislauf. Denn die Folge wird ja wieder zur Ursache – gemäß dem Spruch: Ich bin frustriert, weil ich dick bin. Ich bin dick, weil ich zu viel esse. Ich esse zu viel, weil ich frustriert bin.

Und da setzt Yoga an: Im Yoga nennt man diesen Teufelskreis vritti-samskara-Kreislauf. Vritti, das sind die Bewegungen des Geistes. Samskara sind die unbewussten Eindrücke, die uns zu unseren Handlungen bringen, die Prägungen.

Vritti und Samskara im Kreislauf

In der Regel sind wir so konditioniert, dass wir auf äußere Eindrücke so reagieren, wie wir es schon 100 mal getan haben. Jemand quatscht mich schräg an, ich blaffe zurück (wenn ich eher temperamentvoll bin). Oder ich verstumme und schlucke zum hundersten Mal die Kröte (wenn ich eher ein zurückhaltender Mensch bin). Ich bin müde, also esse ich Schokolade (oder Chips, wenn ich zum Frustessen neige). Ich bin gestresst, also rauche ich eine…

Jeder kennt diese Art von Teufelskreisen, in die wir insbesondere dann zurückfallen, wenn wir uns schwach fühlen, angreifbar.

Im Yoga üben wir, die Zusammenhänge besser zu erkennen zwischen Ursache und Wirkung, zwischen Reiz und Reaktion – und wir üben, uns einen kleinen Augenblick zu geben des Hinschauens, bevor wir auf etwas reagieren. Damit haben wir die Chance, aus dem Kreislauf – und dem miesen Karma – herauszukommen.

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.

Viktor Frankl

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