Kürzlich wurden die Nobelpreise vergeben. Der Preis für Medizin und Physiologie ging an drei Wissenschaftler, die herausgefunden haben, wie die innere Uhr funktioniert.
Und das
ist so: Ein Gen im Körper – egal ob bei Fruchtfliege oder Mensch – sorgt dafür, dass die Zellen nachts ein Protein anreichern, das Energie für den Tag gibt. Im Laufe des folgenden Tages baut sich dieses Protein dann wieder ab. Wenn der Tank leer ist, braucht es wieder eine Nacht zum regenerieren.
Ich finde das sehr spannend im Zusammenhang mit dem Thema meines aktuellen Yogakurses. In der vorhergehenden Stunde hatte ich den Herbst eingeführt als eine Zeit, die abbaut, was sich im Frühling und Sommer aufgebaut hat; daher auch bei vielen der Herbstblues, am schlimmsten im November, wenn helle Tage kaum mehr vorkommen.
Wenn wir aber eine Sichtweise üben, die den neuen Erkenntnissen über den Tag- und Nachtrhythmus entspricht, dann ist der Herbst keine Zeit das Abbaus, sondern das Gegenteil. Wind, Regen, Feuchtigkeit und Kühle füllen die Reserven für das kommende Jahr wieder auf.
Wie wichtig es ist, diese Reserven aufzufüllen, haben die neuen Nobelpreisträger wissenschaftlich untermauert. Die innere Uhr lässt sich nicht austricksen: Nicht mit Kaffee, nicht mit Cola, nicht mit Red Bull, Monster und auch nicht mit stärkeren Aufputschmitteln. Wer sein Tagwerk erfüllt hat, muss schlafen.
Jetzt, im Herbst, sozusagen dem Abend des Jahres, können wir uns überlegen, ob wir neben dem Tagwerk nicht auch unser Jahrwerk erfüllt haben – und wie wir die kommenden Wochen gestalten können, um die Reserven für das kommende Jahr wieder aufzufüllen.
Es gibt eine Stille des Herbstes bis in die Farben hinein.
Hugo von Hofmannsthal
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